Donnerstag, 1. Juni 2017

So geht das: Shibori in der Waschmaschine

Am Wochenende habe ich zusammen mit Susanne von der "Hamburger Liebe" und Nina von "Hedi näht!" im Stoffdeck einen Shibori-Kurs gemacht.  
"Shibori was?" Shibori ist praktisch die Ur-Großmutter der Batikbewegung und kommt aus Japan. Traditionell wird Shibori von Hand gefärbt: verschiedene Stoffstücke oder fertige Projekte werden speziell gefalten oder gerollt, dann mit Hilfe von Wäscheklammern, Schraubzwingen, Holzblöcken oder Rohren mit Garn fixiert und in einen großen Farbbottich mit blauer Farbe eingetaucht.
Je nach Dauer variiert der Farbton, alle abgebundenen oder eingefalteten Stellen bleiben weiß. Der Stoff wird dann noch verschnürt ordentlich ausgewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Und wenn man die Päckchen öffnet, ist es bißchen wie Weihnachten, denn jedes Muster ist anders und besonders.
Das will man natürlich auch zu Hause können, aber ohne die Schweinerei. Nicht jeder hat einen Garten oder Hinterhof und gerade, wenn man größere Stoffstücke färben möchte, ist das Ganze schon eine ganz schöne Sauerei.

Und darum kommt jetzt meine Anleitung für "Shibori in der Waschmaschine":
Zunächst braucht ihr gewaschenen weißen Stoff (ich habe Ditte und Lenda vom Möbelschweden genommen). Außerdem benötigt ihr Bindfaden (der nicht färbt, zB Wurstgarn), ein Bügeleisen und die ganz Mutigen noch Unterlegscheiben aus dem Baumarkt.

Jetzt geht es ans Falten. 
Zu Beginn steht eigentlich immer eine Zieharmonika-Faltung: dh einmal nach vorne und einmal nach hinten, bis der Stoffstreifen ganz schmal ist. Schön bügeln! Danach könnt ihr den Stoff entweder wieder zieharmonikamäßig zum Quadrat falten, Dreiecke falten oder den ganzen Stoffstreifen aufrollen. Fixiert wird das Ganze mit dem Garn und zwar wirklich wirklich sehr sehr fest! Es sollte sich nichts lösen können, sonst wird es nichts. Je breiter das geschnürte Garn gewickelt wird, desto breiter bleibt der nicht gefärbte Streifen. Auch den ganzen gefalteteten Streifen in regelmäßigen Abständen abbinden, gibt einen tollen Effekt. Oder von der einen Ecke her aufrollen, in der Mitte falten und das Ganze einfach fest verschnüren.

Wenn ihr Unterlegscheiben verwenden wollt, legt ihr den gefalteten Stoff zu Quadraten (wieder als Zieharmonika) und legt in jede Falte eine Scheibe. Dieses Päckchen verschnürt ihr ganz besonders gut, es darf wirklich keine Chance bestehen, dass sich eine Scheibe löst! Ich übernehme auch keine Gewähr, dass es bei euch funktioniert, wenn ihr es in eure Waschmaschine packt. Das macht ihr bitte auf eigenen Gefahr!

Gefärbt habe ich mit Dylon* in Jeansblau.
Nach Anleitung wird zunächst das Pulver in die Trommel geschüttet und die angefeuchteten Stoffstücke dann dazu gegeben. Am besten stellt ihr "ohne Schleudern" ein, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Band löst, geringer. Nach dem Waschdurchgang nehmt ihr die tropfnassen Stücke vorsichtig raus und löst die Bänder. Die aufgefalteten Stoffe könnt ihr jetzt wieder zurück in die Waschmaschine geben und schleudern, jetzt kann nichts mehr passieren. Danach wascht ihr sie gleich einmal mit Waschmittel, um die letzten Farbreste zu entfernen (steht auch so in der Anleitung) und dann sind sie auch schon fertig!

Ich hab mal versucht zu rekonstruieren, welches Muster mit welcher Faltung entstanden ist:
1 (oben rechts)
2 (sieht aus wie das Röntgenbild einer Wirbelsäule)
3
4
5
6 (mit Unterlegscheiben)
(x ist nichts geworden, 7 auch nicht)

Toll, oder? 
Ich bin ganz begesiert, habe gleich heute neuen Stoff gekauft (das waren nämlich Reste aus dem Nähzimmer) und neue Textilfarbe.

Viel Spaß beim Nachmachen!

LG von Caro

PS. 
Wer jetzt Blut geleckt hat und die passenden Bücher mit mehr Techniken und Know-how lesen möchte, dem empfehle ich "Shibori - Traditionelles Färben neu interpretiert"* von Renna Deluxe und "Shibori - Färben auf Japanisch"* von Johanna Rundel

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10 Kommentare:

  1. ...hey, der Tipp Waschmaschine ist genial, denn alles andere kann ganz schön Bähh sein!
    Stoff wäre da, muss nur mal gucken, ob die Farbe in die Maschine darf!
    Liebe Grüße und danke fürs Teilen!
    Gabi

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  2. Sehr coole Ergebnisse! Die Stoffe sehen wirklich scjön aus.

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  3. oh, da hätte ich aber gerne gesehen, wie die geworden sind, die nichts geworden sind.... ansonsten coole sache. erinnert mich an meine hippiephase, die ich mit 13 hatte ;) ich bin gespannt, wie du diese stoffe weiterverarbeiten wirst.
    liebe grüße,
    jule*

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  4. Sehr tolle Ergebnisse! Ein bisschen rumprobiert habe ich da auch schon und bin mit meinen Ergebnissen ganz zufrieden, jedoch ganz klassisch im Eimer mit Batikfarbe. Die Dylon Texttilfarbe liegt hier aber auch noch, vielleicht starte ich mal einen Waschmaschinen-Versuch ;) Deine Muster sind alle total klasse geworden!
    Liebe Grüße,
    Ronja

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  5. Das ist ja mal richtig cool. Super schöne Ergebnisse hast du erzielt.
    Lieben Gruß
    Sabine

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  6. Tolle Sache...das Stoffe färben.
    Es erinnert mich an meine erste Batikfäberei vor 1000jahren ;)
    und an meine Hände...denn Handschuhe hatte ich keine an...
    Deine Stoffe sind so toll geworden, besonders Nr4 und auch Nr.6 - machen richtig Lust zum Färben.
    Danke fürs zeigen und Inspirieren!
    Liebe Grüße ins lange Pfingstwochenende
    Gabi

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  7. Mega! Das muss ich ausprobieren. Die blaue Farbe finde ich klasse - die Sache mit den Unterlegscheiben lasse ich erstmal. Danke für die ganz genaue Anleitung.
    Dicken Gruss!

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  8. Alles kommt wieder! 😃😍
    Ich musste mich bei Deinem Bericht schwer an die Batik-Experimente zum Ende meiner eigenen Schulzeit erinnern. Es gab kein T-Shirt und keine Jeans die nicht irgendwie umwickelt, gefaltet, geknotet oder sonstige geknittert im Farbeimer landete. Das war nicht unbedingt zur Freude unserer Mütter! Die Farben waren nicht unbedingt waschecht, hafteten dafür umso besser in der Badewanne oder sonstwo.
    Tolle Ergebnisse hast Du gefärbt, denn batiken sagt man wohl nicht mehr, oder?
    Jetzt bin ich gespannt, was mit diesen Stoffen als nächstes passiert!
    Viele Grüße,
    Karin

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  9. Liebe Caro!
    Ich schließe mich Karin direkt an. Auch mich erinnert Dein herrlicher Post an längst vergangene Zeiten...Wie war das immer so spannend, wenn man die Stoffe endlich entfalten konnte...Du hast uns hier sehr schöne Ergebnisse gezeigt...Was wird auf den Stoffen werden? Taschen, Kissen, Schals...?!
    Ich wünsche Dir noch ganz viele solch kreative Stunden mit ebensolchen tollen Ergebnissen.
    Alles Liebe
    Heidi

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  10. Sehr schöne Ergebnisse ���� habe auch schon gebatikt mit ein paar gute Ergebnissen, aber noch nie in der Waschmaschine. Wie man bei dir sieht ist es auf jeden Fall einen Versuch wert. ��

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